UNIC/134
Hintergrundinformation
BUENOS AIRES/BONN, 2. November 1998 (UNFCCC) — Im Rahmen der Klimakonvention haben sich alle Vertragssstaaten – sowohl die Industrie-, als auch die Entwicklungsländer – dazu verpflichtet, nationale Programme zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen zu entwickeln. Außerdem wird von ihnen eine Kooperation bei der Entwicklung und Verbreitung von klimafreundlichen Technologien und Praktiken erwartet. Es stellt sich – sechs Jahre nach in Kraft treten der Konvention – im folgenden die Frage, wie weit die Regierungen in ihren Bemühungen zur Reduzierung ihres Treibhausgasausstoßes bisher gekommen sind.
Die Industriestaaten
Im Rahmen der Konvention sind die Industriestaaten eine nicht-bindende Verpflichtung eingegangen, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2000 auf den Stand von 1990 zu senken. Aufgrund der vorliegenden Berichte, in denen die Staaten ihre Fortschritte bei diesen Bemühungen darlegen, läßt sich allerdings bei vielen ein Anstieg der Emissionen bis 1995 (das letzte Jahr, für welches Daten vorliegen) feststellen. Die einzigen Ausnahmen bilden die Länder Mittel- und Osteuropas, deren Emissionen durch den Wechsel zu marktwirtschaftlichen Systemen allgemein gesunken sind. Die nachstehende Tabelle faßt die Daten bezüglich Kohlendioxid, dem wichtigsten Treibhausgas, zusammen. Immerhin haben die meisten Industriestaaten ihre Methanemissionen bzw. die Hälfte ihres Stickoxidausstoßes erfolgreich gesenkt.
Die Verbrennung von Kraftstoffen ist eine Hauptursache bei der Entstehung von Treibhausgasen. Politische Maßnahmen zur Förderung der effizienteren Energienutzung werden jedoch vor allem aus wirtschaftlichen Gründen und weniger wegen der Klimaveränderungen ergriffen. Der schnellste Anstieg der Emissionen ist in den meisten Ländern auf den Transportsektor zurückzuführen. Viele Regierungen versuchen deshalb, diesem Wachstum durch die Einführung von Steuern, Vorschriften und freiwillige Maßnahmen Einhalt zu gebieten oder diesen Trend umzukehren, schädliche Emissionen durch Verordnungen zu reduzieren, den öffentlichen Verkehr zu fördern oder das gesamte Transportsystem effizienter zu gestalten.
Die allgemeine Erhöhung der Emissionen seit dem Basisjahr 1990 bedeutet für viele Staaten, daß sie – verglichen mit dem Niveau von 1998 – ihre Emissionen um mehr Prozentpunkte senken müssen, als im Kyoto-Protokoll vorgesehen. Vergleicht man den für das Jahr 2010 zu erwartenden Ausstoß falls es kein Kyoto-Protokoll gegeben hätte, also würde man von einem “business-as-usual“-Szenario ohne Maßnahmen gegen den Klimawandel ausgehen, dann bedeutet das 5% Ziel eigentlich eine Reduzierung um 29%. Natürlich muß noch einiges getan werden, um den Aufwärtstrend der Emissionen in den Industrieländern umzukehren.
Die Entwicklungsländer
Obwohl die Entwicklungsländer keinen konkreten Zeitplänen und Zielen unterliegen, wird von ihnen erwartet, daß sie etwas unternehmen, um die Wachstumsrate ihrer Emissionen zu begrenzen. Da die Entwicklungsländer erst seit kurzer Zeit Informationen über ihre nationalen Emissionen und die von ihnen ergriffenen Maßnahmen gegen den Klimawandel vorlegen, kann bisher noch nicht abgeschätzt werden, wieviel sie eigentlich tun. Dennoch gibt es ausreichend Anzeichen dafür, daß viele Entwicklungsländer Schritte einleiten, die Wachstumsrate ihrer Emissionen niedriger zu halten als die ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das trifft vor allem für den Energiesektor zu.
Zum Beispiel hat Indien in den Jahren von 1992 bis 1996 seine Kapazitäten im Bereich der Windenergie von 39 Megawatt (MW) auf 820 MW erhöht. In China decken erneuerbare Energien – einschließlich Wasserkraft und Biomasse – 25% des Energieverbrauchs, in einigen abgelegenen Regionen erreicht die Versorgung mit erneuerbarer Energie sogar 50%. Die Folge davon ist, daß Chinas BIP zwar stetig wächst, während die Nachfrage nach mehr Energie nicht im gleichen Ausmaß zunimmt. Wie in den Industrieländern sind diese Errungenschaften aber eher auf wirtschaftliche und andere Erwägungen zurückzuführen und nicht unbedingt auf die Notwendigkeit, etwas gegen den Klimawandel tun zu müssen. Das volle Ausmaß der Bemühungen der Entwicklungsländer zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen, wenn mehr nationale Berichte vorliegen und überprüft worden sind.
Tabelle:
Anthropogene CO2-Emissionen, ausgenommen Veränderungen im Bereich der Landnutzung und der Wälder, 1990-1995 und Prognosen für das Jahr 2000
Prozentsätze basieren auf dem Jahr 1990 (1990=100) Prognosen
1990* | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 2000 | Veränderungen des Prozentsatzes seit dem Basisjahrb | |
Gg# | % | % | % | % | % | Gg# | % | |
Australien | 273 123 | 101 | 102 | 103 | 105 | 109 | 311 200 | 19 |
Belgien | 11 090 | 103 | 102 | 99 | 104 | 125 200 | 8 | |
Bulgarien | 96 878 | 68 | 62 | 64 | 61 | 64 | 74 730 | -11 |
Dänemark | 52 277 | 120 | 110 | 114 | 121 | 114 | 54 309 | -9 |
Deutschland | 1 014 155 | 96 | 91 | 91 | 89 | 88 | 894 000 | -12 |
Estland | 37 797 | 98 | 73 | 58 | 60 | 55 | 19 700 | -47 |
Finnland c | 53 8000 | 97 | 99 | 110 | 104 | (58 000-60 000) | (8-12) | |
Frankreich | 378 379 | 106 | 106 | 99 | 99 | 102 | 372 934 | -2 |
Griechenland | 84 575 | 100 | 102 | 103 | 105 | 107 | 89 120 | 16 |
Großbritannien | 583 747 | 101 | 98 | 95 | 95 | 93 | 550 000 | -5 |
Irland | 30 719 | 103 | 105 | 104 | 108 | 110 | 34 998 | 14 |
Island | 2 147 | 96 | 102 | 107 | 105 | 106 | 2 697 | 26 |
Italien c | 432 150 | 95 | 101 | 421 272 | 5 | |||
Japan | 1 124 532 | 102 | 103 | 101 | 108 | 108 | ||
Kanada | 464 000 | 98 | 101 | 101 | 104 | 108 | 500 600 | 8 |
Lettland | 24 771 | 78 | 66 | 58 | 48 | 49 | 12 274 | -51 |
Litauen c | 39 535 | 27 147 | -31 | |||||
Luxemburg c | 12 750 | 94 | 75 | 5 684 | -45 | |||
Monaco c | 71 | |||||||
Neuseeland | 25 476 | 102 | 110 | 107 | 107 | 107 | 31 080 | 22 |
Niederlande | 167 550 | 104 | 103 | 105 | 105 | 109 | 173 500 | 0 |
Norwegen | 35 544 | 95 | 97 | 101 | 106 | 107 | 44 000 | 22 |
Österreich | 61 880 | 107 | 97 | 96 | 96 | 100 | 57300 | -7 |
Polen c | 476 625 | 78 | 78 | 425 000 | -12 | |||
Portugal c | 47 123 | 104 | 112 | 107 | 108 | 50 130 | 35 | |
Rumänien c | 198 479 | 71 | 62 | 61 | ||||
Rußlandc | 2 372 300 | 93 | 85 | 78 | 70 | 1 750 000 | -26 | |
Slovakei | 60 032 | 88 | 81 | 77 | 72 | 81 | (44 780-46 178) | (-25)-(-23) |
Slovenien c | 13 935 | |||||||
Schweden | 55 445 | 100 | 101 | 101 | 106 | 105 | 60 100 | 3 |
Schweiz | 45 070 | 104 | 101 | 98 | 96 | 98 | 43 900 | -7 |
Tschechische Republik | 154 490 | 93 | 85 | 81 | 77 | 78 | 139 000 | -17 |
Ukraine c | 700 107 | 530 042 | -25 | |||||
Ungarn | 83 676 | 81 | 72 | 73 | 71 | 71 | 64 300 | -23 |
USA | 4 960 432 | 99 | 100 | 103 | 104 | 105 | 5 627 310 | 13 |
Quelle: Zweiter Zustands- und Synthesebericht über die von den Vertragsparteien des Klimakonvention vorgelegten zweiten Nationalberichte, Doc. FCCC/CP/1998/11/Add.2. Zahlen über Rumänien sind entnommen Doc. FCCC/SBI/ 1997/INF.4 (22. Oktober 1997).
#Gg = 1 000 Tonnen
a In Übereinstimmung mit der Entscheidung 9/CP.2 gilt für einige Länder ein anderes Basisjahr als 1990: Bulgarien (1988), Ungarn (Durchschnitt zw. 1985-87), Polen (1988), Rumänien (1989).
b Die zur Berechnung der prozentuellen Veränderungen herangezogenen Basisjahrzahlen können von den für das Jahr 1990 angegebenen Zahlen abweichen, wenn ein anderes Basisjahr als das Jahr 1990 zur Berechnung herangezogen, oder nur ein Teil der für 1990 verfügbaren Zahlen verwendet wurden oder die Daten später überarbeitet, die Prognosemodelle verfeinert oder die Zahlen abgerundet wurden.
c Vertragsstaat hat nicht für jedes Jahr nach 1990 einen Schätzwert zur Verfügung gestellt